Lade Veranstaltungen

« Alle Veranstaltungen

  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

“Neue Kultur des Helfens oder Schatten­ökonomie”

17 Januar, 2022 um 13:00 17:00

Praxisworkshop mit Forschungsergebnissen und Kommentaren

aus gewerkschaftlicher, wohlfahrtsverbandlicher

und engagementpolitischer

Perspektive.

Nach Jahrzehnten des wohlfahrtsstaatlichen Wandels und der Unterfinanzierung

von sozialer Daseinsvorsorge und sozialen Diensten

in einer alternden Gesellschaft gewinnt unbezahlte (Sorge-)Arbeit

auch jenseits des Privathaushalts – politisch an Bedeutung. Es sind

Versorgungslücken in Bereichen wie der Altenpflege, der schulischen

Ganztagsbetreuung, der Unterstützung von Familien und Geflüchteten

sowie in der kommunalen Infrastruktur entstanden, die durch den

Wandel der Geschlechterverhältnisse verschärft werden: Immer weniger

Frauen stehen ganztägig als unbezahlte Ressource zur Verfügung,

auch wenn sie weiterhin einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit

übernehmen. Diese Situation stellt insbesondere kommunale Akteure

vor große Herausforderungen.

Vor diesem Hintergrund spielen Formen der Freiwilligenarbeit in

Gestalt des klassischen Ehrenamtes, des bürgerschaftlichen Engagements,

der Freiwilligendienste und der Nachbarschaftshilfe eine

wachsende Rolle. Das Enagement wird in zentralen Bereichen der

Daseinsvorsorge

nicht nur staatlich umfassend gefördert und ausgebaut,

es wird zusätzlich – wissenschaftlich, politisch und medial – von

einer starken Affirmation getragen: Betont werden die gesellschaftliche

Sinnhaftigkeit und die individuelle Sinnstiftung dieser Tätigkeiten

sowie ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in

strukturschwachen Regionen und unterfinanzierten Kommunen.

Sehr viel seltener wird Freiwilligenarbeit dagegen auf ihre arbeitsmarkt-

und sozialpolitischen Kehrseiten, auf mögliche prekarisierende

und/oder deprofessionalisierende Effekte befragt und weitgehend

unbeantwortet ist die Frage, ob das freiwillige Engagement neben

allen Vorzügen auch ein Motor der Informalisierung von Arbeit und

Sorge sein kann.

Diese Forschungslücke zu schließen, war das Ziel des Projekts »Neue

Kultur des Helfens oder Schattenökonomie? Engagement und Freiwilligenarbeit

im Strukturwandel des Wohlfahrtsstaats«, das von 2017

bis 2020 von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde und am Institut

für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena angesiedelt

war. Im Rahmen des Workshops werden zentrale Forschungsergebnisse

präsentiert und mit Expert*innen aus Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden

und dem Bundesnetzwerk für Bürgerschaftliches

Engagement diskutiert. Der Workshop richtet sich an alle, die – beruflich

oder engagiert – mit Freiwilligenarbeit befasst sind, sei es in der

kommunalen Verwaltung, im Wohlfahrtsverband, in einer Freiwilligenagentur

oder Stiftung, im Stadtteilzentrum, in der Kirchengemeinde

oder im Unternehmen.

Anmeldung bis zum 10.1.2022 unter › kristin.guertler@uni-jena.de

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Veranstalter-Website anzeigen